Das nördliche Zollhaus

Foto: Stefan Blomqvist

Zollgebäude aus der Zeit des Kleinen Zolls. Bis 1808, während der schwedischen Herrschaft, wurde für Waren, die zum Verkauf vom Land in die Städte gebracht wurden, eine Inlandssteuer erhoben.

Die Zollhäuser von Kristinestad folgen im Wesentlichen der Standardzeichnung von 1759, die vom Kammarkollegiet in Stockholm herausgegeben wurde. Sie wurden mit der dendrochronologischen Methode auf den Beginn der 1760er Jahre datiert. Das nördliche Zollhaus wurde vermutlich im Jahr 1761 erbaut.

Foto: Staffan Martikianen

In der Zeit von 1622 bis 1808 wurden nicht nur auf Auslandsimporte Zölle erhoben, sondern auch auf Waren, die vom Land in die Städte gebracht wurden. Der Zweck dieses “kleinen Zolls” (auch Landzoll genannt) bestand darin, den Handel in den Städten zu konzentrieren und dem schwedischen Staat mehr Einnahmen zu verschaffen. Um die Städte herum wurden Zollzäune in Form von Mauern, Brettern oder Stangen errichtet. Ursprünglich sollten sie 8 Ellen (4,8 m) hoch sein; später „mindestens 2 ½ Ellen“ (1,5 m). Der gesamte Verkehr wurde durch Zolltore geleitet, die nachts geschlossen waren. Neben den Toren wurden Zollgebäude errichtet.

Auf alle Konsumgüter wurde ein Zoll erhoben. Die Zollgebühr betrug anfangs 1/32 (ca. 3%) des Warenwertes, später wurde sie nach Gewicht oder Maß berechnet. Wenn ein Bauer eine Ladung Waren auf den Markt oder zum Direktverkauf an einen Abnehmer brachte, wurden die Waren vom Zöllner gewogen und gemessen. Nach Zahlung der Gebühr erhielt der Bauer eine Quittung, die er einem Wächter zeigte, der das Tor öffnete.

Die Zollgebühr musste unabhängig davon, ob die Waren verkauft wurden oder nicht, bezahlt werden. Der Zoll war daher unbeliebt und die Zöllner mussten bei der Arbeit bewaffnet sein. Schmuggel war eher die Regel als die Ausnahme. Das System war für den Staat schwer aufrechtzuerhalten, und die Zollerhebung wurde lange Zeit an Privatpersonen verpachtet. Der kleine Zoll wurde 1808 in Finnland abgeschafft.

Karte von Anfang des 18. Jahrhunderts. Königliche Bibliothek, Stockholm.

Der Zollzaun in Kristinestad ging fast um die gesamte heutige Holzstadt herum. Während des Großen Unfriedens zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde der Zaun zerstört, aber 1726 wieder aufgebaut. Die Verantwortung für den Bau und die Instandhaltung des Zauns lag bei den Bürgern der Stadt. Laut einem Bericht, der 1803 nach Stockholm geschickt wurde, hatten die Einwohner von Kristinestad die Arbeit nicht erledigt, der Zaun war verfallen und verschwunden.

DIE ZOLLHÄUSER IN KRISTINESTAD

Neben Büros für die Zollabfertigung konnten die Zollhäuser auch den Zöllner und seine Familie beherbergen. In Schweden und Finnland sind heute nur noch wenige Zollhäuser erhalten, die oft verlegt und/oder für andere Zwecke umgebaut wurden.

Zollhäuser gibt es in Kristinestad seit den 1660er Jahren. Dieses Gebäude, d.h. das nördliche Zollhaus, stand ursprünglich auf dem heutigen Salutorget und wurde als östliches Zollhaus bezeichnet. Es diente dem Seeverkehr – bevor die Steinbrücke gebaut wurde, wurde der Markt per Schiff erreicht. Hier beim sog. Nordzoll gab es ein kleineres Wachhaus, das im Winter genutzt wurde.

Standardzeichnung von 1759

Auszug aus der Landeszollsteuer von 1622. Hier ist der Zoll in Öre angegeben für u.a. Federwild verschiedener Art (z.B. Eiderente, Kranich und Reiher, 20 Stare), Räucherlachs, Ochsen-, Kalbs-, Biber- und Luchshaut.
Zollbeamter in der sog. Provinzuniform für Regierungsbeamte.
1803 dienten ein Zöllner, zwei Zollschreiber und vier „Zollbesucher” (Kontrolleure) in Kristinestad
Der Standort des östlichen Zollhauses im Jahr 1751. Miniaturmodell gebaut von Tarmo Suomalainen.

Wie alt sind die Zollhäuser? Die Zollhäuser von Kristinestad, insbesondere das westliche, folgen im Wesentlichen der Standardzeichnung von 1759, die vom Kammarkollegiet in Stockholm herausgegeben wurde. Zollhäuser des gleichen Modells wurden in anderen Städten Schwedens errichtet, sind aber nicht erhalten geblieben. 2022 wurden aus den Baumstämmen der Häuser Bohrproben für dendrochronologische Untersuchungen entnommen. Die Jahresringe zeigen, dass die Bäume 1760–1761 gefällt wurden, die Gebäude also in den frühen 1760er Jahren errichtet wurden.

Nach 1808. Sowohl das westliche als auch das östliche Zollhaus wurden in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts als unnötig angesehen und an das nördliche Ende der Stadt verlegt. Sie wurden u.a. als Mietwohnungen für Bedürftige und als Seuchenlazarett bei Cholera- (1899) und Scharlachausbrüchen (1910) genutzt. Das westliche Zollhaus wurde 1967 an seinen alten Standort zurückverlegt. Das östliche Zollhaus hingegen blieb am Nordzoll. Das Bild stammt aus den 1930er Jahren.

Dendrochronologische Probe, analysiert von Stefan Blomqvist
Beide Zollhäuser am Nordzoll. Foto Jarkko Ikkelä-Koskis sammlung

© Staffan Martikainen 2023.
Quellen:

Bengtsson, Richard: Vid stadens hank och stör: tullstugor, portar och bommar i svenska städer 1622–1810. Tullmuseum, 1998.
Berggren, Jan: Tullsnok – öppna bommen! Carl Michael Bellman och tullen. Carlsons, 2003.
Fleetwood, Georg W: Adelsuniformen. Fataburen. Nordiska museets och Skansens årsbok 1940.

Nymansson, Peter: Kristinestad och Kaskö. Manuskript, 1803.
”Pikkutullin päiviltä”. Suomen Kuvalehti 17.3.1933.
Suomen kaupunkirakentamisen historia. Toim. Henrik Lilius ja Pekka Kärki. SKS, 2014

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House number in 1842 /
Anno 1761
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